Henni - Mein Abschied von ABL

Henni - Mein Abschied von ABL

Abschied von ABL

Um mich wird es ein bisschen leiser.

Den Marken Relaunch von A BIT LOUD'R zu entwickeln und in die Tat umzusetzen, war wohl mein leidenschaftlichstes berufliches Projekt. Diese Marke ist geil. Ich liebe alles daran. Und Mel ist mein Sparring-Partner. Meine Antriebsfeder. Mein Buddy. Jetzt wo alles läuft, ziehe ich mich trotzdem aus dem Tagesgeschäft zurück. 

Als ich Ende 2023 bei ABL einstieg, war es das perfekte Arbeitsmodell für meine damaligen Lebensumstände mit zwei Kleinkindern. Einhundertprozentige Flexibilität und freie Zeiteinteilung bei maximaler Selbstverwirklichung. Nach fast 2 Jahren hat sich meine Bedürfnislage wieder verändert. Ich habe gemerkt, ich brauche festere Strukturen, ein größeres Team und mehr Verbindlichkeiten. 

Was genau hat nicht gepasst?

Die Freiheit, so doof das klingt, mir meine Arbeit jeden Tag selbst zu suchen und einzuteilen, ist nichts für mich. Und ich habe gemerkt, ich möchte auch nicht alles gleichzeitig können müssen, möchte kein IT-Profi, Fotografin und Marketing-Expertin sein, sondern mich im Rahmen eines definierten Aufgabenfeldes bewegen und darin langsam wachsen. 

Mein Endgegner - 100% Homeoffice

Letztendlich ist einer der ausschlaggebendsten Punkte, warum ich mich beruflich umorientiert habe, das ständige Homeoffice. Ich brauche Abstand zu meinem Privatleben. Ich möchte morgens das Haus verlassen und richtig weg sein, nicht noch mit einer Hand im Abwaschwasser tunken, nicht noch Zwischendurch die Wäsche anschmeißen oder die Kinderzimmer aufräumen. Ich möchte meine Arbeit voll und ganz, ohne Ablenkung tun können, mich einer Aufgabe fokussiert widmen. Ins Büro gehen, dort meine Teamkolleginnen und Kollegen treffen, Meetings haben, mich austauschen. 

Verbindlichkeiten und Termine - traumhaft. 

Das dachte ich, während ich mir, noch immer im Jogginganzug vorm Laptop das zwanzigste Kaffee-Aufguss Reel drehte, für 1200 Klicks, um unsere Marke bekannter zu machen. An dieser Stelle mal Hut ab, an alle Influencer da draußen. Ich kann das nicht. Ich kann nicht den ganzen Tag meinen Job (in meinem Privatleben) auf dem Bildschirm reproduzieren, ohne Budget, darauf wartend, dass die Views und Klicks steigen. Wirklich Hut ab, vor den Menschen, die es schaffen, sich jeden Tag wieder dafür zu motivieren und sich hier ganz sicher auf einem sehr schmalen Grad bewegen, zwischen: wieviel möchte ich zeigen und was kann ich an Rückmeldungen aushalten. Hut ab vor Mel, die das jetzt noch on top zum Stoff- und Schnittmanagement, zur Produktion, zur Buchhaltung und zum Vertrieb übernimmt. 

Der Hauptgrund warum ich es nicht durchgehalten habe? 

Natürlich bin ich absolut nicht diszipliniert genug. Selbstständigkeit ist einfach Typ-Sache. Mel zum Beispiel: Sie braucht die Unabhängigkeit und ist mit einer Hartnäckigkeit und Unnachgiebigkeit gesegnet, die Ihres Gleichen sucht. Sie kennt die Kindermode Branche, wie keine andere und eignet sich autodidaktisch Wissen über die neuesten Regelungen und Normen an. Sie struggelt mit vielen Hürden, die unser System insbesondere Frauen in den Weg legt, aber sie bleibt trotzdem (oder vielleicht auch gerade deswegen) dran. Oder mein Mann: selbstständiger Unternehmer seit seinem 26. Lebensjahr. Er hatte ein Gespür für die eine Geschäftsidee, die lukrativ ist und die ganze Mühe lohnt. Sein Engagement und unerschütterlicher Optimismus, lässt ihn immer weiter machen in einer Welt, die, sind wir mal ehrlich, in Deutschland mittlerweile immer unattraktiver wird für kleine und mittelständische Unternehmen. Ein hochbürokratisiertes und besteuertes System, dass immer weniger abwirft, bei steigenden Preisen und Umgang mit Menschen (mein Mann arbeitet im Gesundheitssystem und direkt am Kunden) denen man anmerkt, dass die letzten Jahre Spuren hinterlassen haben. Der Ton wird rauer und die Geldbeutel leerer. Was bleibt ist purer Idealismus und für mich die Erkenntnis: für mich ist das nix. 

Auf zu neuen Strukturen

Seit Januar arbeite ich nun halbtags an der Hochschule Pforzheim im Bereich Organisationskommunikation, Wirtschaftskontakte und Kooperationen. Ich habe ein kleines Team, Kontakt mit vielen Kolleginnen und Kollegen und stehe im Austausch mit externen Kooperationspartnern. Es gibt eine Öffentlichkeitsarbeit mit Fotografen und Designern. Und Gott lob, es gibt eine IT. Am Dienstag Vormittag und freitags habe ich Zeit mich um anderes zu kümmern. Mel und A BIT LOUDR bleiben meine schönste Nebenbeschäftigung. Ich bleibe ABL treu und Mel auch freundschaftlich verbunden.

Falls du (immer noch) mit dem Gedanken spielst, dich selbstständig zu machen, hier die Top 5 Eigenschaften, die du mitbringen solltest: 

  • SELBSTDISZIPLIN
  • EIGENINITIATIVE
  • EHRGEIZ
  • AUTODIDAKTISCHE WISSENSANEIGNUNG
  • DURCHHALTVERMÖGEN
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